Hoi,
warum sollten denn gerade die Niederlande als das Italien des Nordens vorstellbar sein?
Ein paar Kanäle in Vendig und in Amsterdam, ok.
Aber man denke nur an die ganzen niederländischen Protestanten, die gerne überall Probleme sehen (Ist das Italien? Bestimmt nicht. Wenn dann werden Probleme lautstark beklagt, nicht gesehen :-).
Im Gegensatz zu den Limburgern, die so sagte man mir heute wieder, nie irgendwelche Probleme sehen. Das ist schon ein ganz schönes Problem, wenn andere keine Probleme sehen, wo man selbst welche sieht. Aber die Limburger sind ja sowieso sehr anders...
Zurück zum Thema: Niederlande als Italien des Nordens?
Das haut auch einfach schon deswegen nicht hin, weil Catrin und Jan (huhu Catrin, huhu Jan) sagten, dass Delft nicht am Mittelmeer liegt. Und das müssen sie ja wissen, denn sie haben da mal gewohnt. Gemeint ist damit das zuweilen gemein graue Wetter, dass schon mal auftauchen kann. Z.B. jetzt gerade :-) Obwohl das gerade eher schwarz ist :-)
Architektonisch ist auch nicht wirklich eine Übereinstimmung zu finden, höchstens mal hier oder da eine Note einer Inspiration.
Ich aber denke, dass die Niederlande in der Verwaltung die Rolle Italiens im Norden einnehmen könnten, wenn sie es nicht gar übertreffen!
Dazu können mal ein paar Beispiele her: wie lange mag es dauern, bis man eine Sozialversicherungsnummer bekommt? Genau, nur zwei Wochen. Es sind halt auch 10 Ziffern :-) Und dazu mussten schon alle Mittel in Bewegung gesetzt werden, die v.a. die Personalabteilung aufzubieten hat.
Ablauf: ich rufe an, um einen Termin zu machen. (Man ruft hier gerne immer an, schriftliche Eingaben werden scheinbar grundsätzlich ignoriert :-) "Wir rufen Sie zurück" ist dann die dreiste Lüge, so glaubwürdig wie der Songtitel aus den 80ern: der Scheck ist in der Post...
Auch nach mehrmaligen Anrufen und dem netten (und angenommenen) Angebot die Sozialversicherungsnummer auch in einer benachbarten Stadt (so 40 km Umkreis) in "einigen Tagen" abholen zu können, führen zu keinem Rückruf. Das beharrlich beherzte Poltern einer netten Dame aus der Personalabteilung ist es zu verdanken, dass ich sofort nach ihrem Anruf am nächsten Tag einen Termin habe!
(Dieser Beitrag mag vielleicht kleinlich und anstellerisch wirken (Ansteller ist auch ein niederländisches Wort, im 60er Jahre Wörterbuch als Stutzer übersetzt :-), die SOFI ist aber deswegen so wichtig, weil man sich ohne sie nicht richtig krankenversichern oder in der Stadt anmelden kann (und damit kein Konto eröffnen), geschweige sich den Immigrationsbüros stellen kann. Ich bin deswegen auch erst seit heute halb krankenversichert. Halb deswegen, weil ich trotz mehrmaligen faxen eines Krankenversicherungsvertragsformulars keine Antwort von der Versicherung bekam. Der Vorteil hierbei: ich kenne jetzt das Spiel und rufe jeden Morgen (bis heute) dort an, bis meine Daten angenommen und bearbeitet werden. Man kann es als morgendliches Trainig betrachten. Oder: man lernt eine Abteiling einer fremden Firma gut kennen :-) Die Krankenkasse, bei der ich mich versichern möchte hat z.B. eine gar nicht so große Abteilung von Mitarbeiterinnen für Vertragsfragen - Abteilung Krankenversicherungen; ich kenne jetzt schon 4 Menschen durch mehrfache Telefonate persönlich ;-)
Nachdem sich heute eine Frau dieser Firma meiner Sache angenommen hat, läuft alles sehr schnell. Und in den nächsten Tagen wird meine Police bearbeitet. Wirklich. Hoffe ich :-)
Persönliche informelle Kontakte bestimmen einfache Vertragsfragen? Für Kleinigkeiten muss ein ganzer Stab an Leuten einbezogen werden? Und das ist nicht Italien?
Aber ein weiteres lustiges Beispiel für die Italianisierung der Niederlande habe ich im Angebot: das Einwohnermeldeamt der Stadt Den Haag hat bis 14 Uhr auf. Natürlich frage ich soetwas mittlerweile vorher an. Vorbeikommen sei kein Problem. Ist es auch nicht, nur ist dort niemand zuständig. "Da müssen sie in das spezielle Einwohnermeldeamt Richtung Scheveningen fahren, die sind für sie zuständig und haben gerade auf!"
Also fährt man mit dem Bus und der Tram, um widerwillig seinen Anmeldungspflichten nachzukommen. Dort angekommen verweist man mich auf die Pflicht vorher einen Termin vereinbaren zu müssen. Und einen Termin könne man auch nicht machen, da nicht zuständig :-) An dieser Stelle wusste ich, dass es eigentlich total müßig ist, darüber nachzudenken, ob die Niederlande das Italien des Nordens sind. Denn die italienische Verwaltung ist ein schwacher Abklatsch der niederländischen. Es müsste umgekehrt gefragt werden, warum das Italien der öffentlichen Wahrnehmung überhaupt versucht hat sich den Niederlanden anzupassen und als Vorbild zu heraus zu suchen? Dass dieser Versuch gescheitert ist, muss aber als Erfolg angesehen werden.
P.S.: meine SOFI ist gar nicht so uncool, sie enthält an einer Stelle die Kombination 666. Vielleicht ist das auch als Rache gedacht, weil solch ein Druck wegen eines Termins gemacht wurde?
Meine Kollegen machen jetzt ob der SOFI-Nummer Witze, dass ich nicht mehr im Gebäude verloren gehen kann, da ich a) alles wissen müsse (als "Beast") oder ich b) mit jemand von der "weißen Seite" herausfinden können müsse, wie ich zurück kommen könne. Ich halte das für eine Übertreibung.
Ich muss an dieser Stelle noch anmerken, dass hier einige Iron Maiden Fans gibt! Die tragen sogar offen T-Shirts mit selbstidentifikationsstiftender Werbung für Iron Maiden. Aber leider sind das nur aktuelle T-Shirts ohne den Titel "Number of the beast".
P.P.S.: Inken hat in Italien eine Sozialversicherungsnummer gleich beim zweiten Versuch bekommen. Einmal war geschlossen. Beim zweiten mal nicht. Und das alles ohne Termin!
P.P.P.S.: ja, ich weiß dass ich manchmal Textwüsten produziere :-)
P.P.P.P.S.: und ich weiß, dass es in Deutschland genau solche dämlichen und überflüssigen Parcours für Ausländer gibt, die einfach nur arbeiten und leben wollen. Demnach müsste man konsequent fragen: "Deutschland: die Niederlande des Ostens?" Und das hört sich ja auch ganz schön bescheuert an :-)
Dienstag, 14. August 2007
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1 Kommentar:
Niederlande des Ostens würde zumindest beim Ausländeramt auf Göttingen nicht zutreffen. Ist man einmal in die Mysterien des Ablaufs eingeweiht, ist das ganze Prozedere zwar eine Ämterrennerei mit viel Papierkram, die Leute jedoch sehr befliessen und hilsbereit, auch OHNE (!) Anmeldung und alles geht recht schnell (EU sei Dank... ;-) ).
...sofern man früh drann ist, nicht schon zwanzig Leute Schlange stehen, das Amt nicht schon zu hat oder man einen der dreihundersiebenundzwanzig Papierschnitzel vergessen hat, oder... ;-)
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